Mein Auslandsjahr bis jetzt

Reportage von

Ich heiße Mathilda, bin sechzehn Jahre alt und gerade in meinem siebten Monat in Costa Rica. In meinem folgenden Artikel würde ich euch gerne ein wenig von der Zeit bisher erzählen!

Ich habe dieses Auslandsjahr gewählt, weil ich die Möglichkeit und Erfahrung, alleine im Ausland zu sein, kennenlernen wollte – aber auch, um eine neue Kultur zu entdecken.

Ich bin im Juli mit einer Gruppe anderer Austauschschüler geflogen und würde das auch jedem empfehlen, der ein Auslandsjahr machen will. Den Flughafenstress alleine durchzumachen, könnte ich mir nicht vorstellen. Außerdem konnte man sich schon ein wenig kennenlernen und die ersten Erwartungen und Gedanken teilen.


 

Als wir in San José landeten, sind wir erst einmal alle zusammen in eine Herberge gefahren, um uns auszuruhen. Aber schon am nächsten Tag ging es los, um das Land ein wenig kennenzulernen. Wir besuchten Kaffeeplantagen und erkundeten Städte in der Nähe. Es war alles sehr aufregend, und wir konnten gar nicht genug von den neuen Eindrücken bekommen. Wie gesagt, es war schön, das alles mit den anderen Schülern zu teilen und sich gemeinsam darüber auszutauschen. Zwei Tage später wurden wir dann auch schon von unseren Gastfamilien abgeholt und fuhren nach Hause.


 

Meine Gastfamilie wohnt in einem Ort namens San Rafael in Alajuela, also im Zentrum des Landes. Ich liebe meinen Ort wirklich sehr – alles ist zu Fuß erreichbar oder mit dem Bus. (Natürlich nicht zu vergleichen mit dem deutschen Bus-System, aber immerhin etwas.) Meine Schule ist eine öffentliche und nur 15 Minuten zu Fuß entfernt, was sehr praktisch ist.


 

Um ehrlich zu sein, hatte ich vor der Schule am meisten Angst – davor, ausgegrenzt zu werden oder alleine und orientierungslos auf den Fluren zu stehen. Aber es kam genau andersherum. Schon an meinem ersten Tag wurde ich herzlich aufgenommen, und obwohl ich zu dem Zeitpunkt praktisch kein Spanisch sprach, hatten alle Geduld mit mir und verständigten sich mit Händen und Füßen. Selbst mit den Lehrern hat man hier ein superfreundliches Verhältnis.


 

Mein Unterricht beginnt um 7 Uhr und geht bis 16 Uhr – ein ganz anderer Zeitplan als in meiner Schule im Heimatland. Das frühe Aufstehen fällt mir, selbst nach sieben Monaten, noch schwer, das muss ich zugeben. Die Fächer sind eigentlich relativ ähnlich: Geschichte, Englisch, Spanisch, Mathe usw. Was aber anders ist: Man hat manchmal den ganzen Tag nur ein einziges Unterrichtsfach, also neun Stunden im gleichen Raum mit dem gleichen Lehrer. Das treibt mich manchmal echt in den Wahnsinn. Und dann nach dem anstrengenden Tag noch nach Hause laufen? Auch nicht ideal, meiner Meinung nach. Zum Glück habe ich einen super Kumpel, der direkt neben mir wohnt – wir gehen gemeinsam zur Schule und zurück.


 

Wenn ich von der Schule nach Hause komme, bin ich meistens platt, aber kümmere mich trotzdem schnell um die Hausaufgaben. Am Wochenende schlafe ich dafür aus und treffe mich mit Freunden. Manchmal gehen meine Gastfamilie und ich zu Bekannten, um zu beten. Das ist zum Beispiel etwas, das die meisten in Deutschland (mich eingeschlossen) gar nicht kennen. Aber hier ist es üblich, sich alle ein bis zwei Wochen mit Freunden und Familie zu treffen – dann wird Gitarre gespielt, gesungen, gebetet und am Ende gemeinsam gegessen. Diese Treffen sind ein Highlight meiner Woche, weil es oft neue Leute zu entdecken gibt und man sich immer nett unterhalten kann. (Und das Essen ist meistens superlecker!)


 

Generell würde ich sagen, dass mich dieses Jahr mit jedem Tag schlauer, stärker und unabhängiger macht. Ich lerne so viele neue Dinge, über die ich mir davor gar nicht bewusst war – einfach nur dadurch, dass ich hier bin.


 

Was mich hier verändert? Eigentlich so ziemlich alles, was ich erlebe. Natürlich habe ich meine Eltern, die ich oft anrufe, wenn etwas los ist – auch wenn es dann eher um Sachen wie „Mama, auf welcher Einstellung muss ich meine Bettwäsche waschen?“ oder „Papa, wie kann ich mir einen Sparplan anlegen? Mein Geld verschwindet einfach magisch vom Konto!“ geht. Aber das meiste muss ich eben doch alleine herausfinden, irgendwie. Es gibt so viele Dinge, die man zu Hause als selbstverständlich hinnimmt und die man erst vermisst, wenn sie nicht mehr da sind. Aber ich schätze, genau das bereitet einen auf das spätere Leben vor – und prägt einen natürlich auch.

Ich bin gespannt, was die nächsten Monate noch bringen, aber eines weiß ich jetzt schon: Diese Erfahrung wird mich mein ganzes Leben begleiten.


 


 

Das ist meine Nachbarschaft, wenn ich Zeit habe, gehe ich manchmal hier spazieren 

Das bin ich mit einer anderen Teilnehmerin auf dem von der Organisation aus geplantem Panama Trip! 

Hier bin ich mit meiner Gastfamilie an den Strand in Guanacaste gefahren

Meine Schulfreundin und ich am shoppen, bei mir gibt es eine große Mall nur 15 Minuten entfernt 

Wieder meine Nachbarschaft 

Schauspielaufführungen von meiner Freundin und mir in der Pause 

Hier haben meine Freundin und ich meinen Geburtstag gefeiert und ein paar schöne Polaroids gemacht 

Laune im Unterricht um 7 Uhr